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Vom
4.-6. März waren 15 Berliner (Mitglieder des
Berufstätigenkreises
mit und
ohne Angehörige) bei der Partnergemeinde in Rotterdam/Delfshaven. Vielleicht
erinnern sich noch einige von Ihnen an den Besuch der Rotterdamer in der
Eliasgemeinde 2003. Damals waren wir in einem intensiven (gelegentlich auch
angespannten) Gespräch über Chancen und Schwierigkeiten des Zusammenlebens
von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft und Religionen. Die
Ereignisse der Zwischenzeit (insbesondere der Mord an dem Filmregisseur Theo
van Gogh in den Niederlanden) bewogen uns zur Fortsetzung des Gesprächs von
2003, diesmal unter der Regie unserer holländischen Freunde.
Nach einer
entspannten Zugfahrt durch eine winterlich-weiße Landschaft
trafen wir im verschneiten Rotterdam ein und wurden von unseren Gastgebern
herzlich und fürsorglich
in Empfang genommen. Beim gemeinsamen Essen
in den
Gemeinderäumen besprachen wir die Planung des Wochenendes und tauschten uns
angeregt über viele Begebenheiten seit unserer letzten Begegnung aus. Im
dichten Schneetreiben unternahmen wir noch einen gemeinsamen
Spaziergang durch das nächtliche Rotterdam und fühlten uns bereits nach wenigen Stunden
heimisch.
Für
den
Samstagvormittag hatten unsere Rotterdamer Partner Besuche in Familien
vorbereitet, jeweils zwei Mitglieder unserer Gruppe in Begleitung von ein
bis zwei Rotterdamern, die dolmetschten. Wir besuchten auf diese Weise eine
armenische christliche Flüchtlingsfamilie aus dem Irak, eine marokkanische
Familie,
eine türkische Familie, eine hindustanische Familie aus Surinam,
eine türkische Ärztin, eine Sozialarbeiterin aus Marokko. In den Familien
erfuhren wir große Gastfreundschaft und hatten intensive Gespräche, die sich
im wesentlichen um das Leben dieser Migranten in den Niederlanden, ihre
Erfahrungen, Hoffnungen und Ängste drehten. Am Samstagabend trugen wir dann
in einer großen Runde unsere Eindrücke zusammen. Dazu waren wir in einem
Arbeitsraum mit Modellprojekten sozialer Stadtentwicklung versammelt.
Henk Willemse ist an einem solchen Projekt beteiligt und erläuterte uns das
Anliegen – ein Stadtgebiet mit gezielten baulichen Maßnahmen und
Infrastrukturförderung aufzuwerten – etwas, was uns aus Berlin aus der
Arbeit von Quartiersmanagementgebieten bekannt ist.
Am Sonntag trafen wir uns zum
Abendmahlsgottesdienst wieder in der Delfshavener
Gemeinde. Der Gottesdienst nahm das Thema des Zusammenlebens von Menschen
aus verschiedenen Kulturen und Religionen in seiner gesamten Gestaltung auf.
Ein
multikultureller Frauenchor
(15 Frauen aus 10 Nationen), der sich den
Namen „Grenzeloos“ gegeben hat, begeisterte uns mit Liedern aus
verschiedenen Ländern. In der
Predigt hörten
wir von Abraham und Gottes Ruf an ihn, aufzubrechen in eine unsichere Zukunft,
aber mit der Verheißung, dass in ihm alle Geschlechter auf Erden gesegnet
werden. Alles hinter sich lassen, das Vertraute, das Sicherheit gibt. Abschied
von verlorenen Paradiesen, die jeder von uns auch in seiner ureigenen Geschichte
kennt. Das gibt gewissermaßen Verwandtschaft mit Abraham, sagte die Pastorin,
auch für den Weg durch die Wüste auf der Suche nach dem gelobten Land.
Und wir hörten einen Text aus Markus 8. Jesus will die, die ihm in Hoffnung
folgten, nicht hungrig lassen. Er teilt die Brote, und es reicht, um alle satt
zu machen. Schließlich geht es um Jesus selbst als das Brot, das gebrochen wird
zum Heil der Menschen. „So zeigt sich in Brechen und Teilen der Weg zum Reich
Gottes. Lasst uns brechen mit unserem verlorenen Paradies. Mit Sicherheit
hoffend auf den Segen auf dem Weg nach dem gelobten Land, das Gott uns zeigen
wird. Lassen wir uns einbürgern in dieses Land, das bestimmt ist für alle
Völker“ so endete die Predigt, die wir dank einer schriftlichen deutschen
Zusammenfassung gut verfolgen konnten.
Danach gemeinsames Singen, Essen,
Gespräche und schon wieder Abschied. Mein Kurzbericht kann weder die Vielfalt
unserer Gespräche und Unternehmungen an diesem Wochenende noch die
überwältigende Erfahrung von Gastfreundschaft und Nähe ausreichend beschreiben.
Wir haben uns einem Thema, das sowohl Christen in Rotterdam als auch Christen in
Berlin bewegt, aus ebendieser Sicht zu nähern versucht. Das macht die
Schwierigkeiten dort wie hier nicht unbedingt kleiner, aber doch die Hoffnung
immer aufs neue wieder ein Stück größer. Und daran konnte auch die wirklich
abenteuerliche Rückfahrt, die wir Bauarbeiten, Winterwetter und mangelnder
Information verdankten, zum Glück nichts ändern.
Petra Vogelgesang
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