Es trafen sich bei den FA - Tagungen
Entwicklungsingenieure und technische Wissenschaftler aus dem Hochschul- und Akademie-
Bereich, der Forschungseinrichtungen der einschlägigen sowie der anwendenden Industrie.
Auch die Entwickler vom ZFTM Dresden, die den legendären Meg-Bit-Speicher entwickelten,
waren oft mit von der Partie.
Auch so etwas gab es: Erfurter Schaltkreisentwickler berichteten über Ihre Anstrengungen bei der "Fremdmusteranalyse" der VAX-32Bit-Prozessoren (letzteres erfuhren wir natürlich nicht): Ohne Unterlagen, mit abgeschliffenen Pinbeschriftungen, hatten sie die Prozessoren nachzuentwickeln. Am nächsten Tag schon wurden sie vorgeladen, mußten sich ihren Vortrag vom Band anhören und sich wegen Verletzung des Geheimnisschutzes verantworten. Als dann ein halbes Jahr später Prof. Rößler, Erfurter Entwicklungschef, (nicht ganz allein) teilnahm, äußerte er sich nicht einmal zum Erfurter Wetter: Maulkorb.
Bis Ende der 70er konnten die Organisatoren von den Tagungsgebühren, die von den delegierenden Betrieben aufgebracht wurden, noch zünftige Abend-Events finanzieren. |
So lernte man Leute kennen mit ihrem
Spezialgebiet - in der DDR, wo das Leben nur durch "Beziehungen" funktionierte - von
unschätzbarem Nutzen.
Natürlich hatten diese Treffen eine
erhebliche sozialpsychologische Entlastungsfunktion: sich am Abend beim Bier mal richtig
an der Schulter anderer Kollegen ausheulen können darüber, dass eigentlich nichts mehr
läuft und offenbar nur noch Totalmangel, Inkompetenz und Sicherheit das Sagen haben.
Die langwierigen Aktivitäten von Professor Roth, eine Fachzeitschrift für technische Informatik ins Leben zu rufen und über die er bei den Sitzungen immer berichtete, sind uns immer noch eindrücklich: 15 Jahre hat er gekämpft, bis endlich eine kleine Auflage der "Mikroprozessortechnik" erscheinen durfte. "Informatik" durfte sie nicht heißen. SED-Politbüromitglied Günter Mittag hatte etwas gegen diesen Westbegriff. Das Papier-Kontingent -Gegenargument musste ebenso überwunden werden wie die Vorhaltung, dass es 28 Jahre lang im VEB Verlag Technik keine neue Zeitschrift gegeben habe. Wir verfolgten auch seine Anstrengungen, ein DDR-Softwareschutzrecht zu initiieren und einen Ausbildungs- und Studienzweig "technische Informatik" ins Leben zu rufen, also jenen "langen, dünnen Mann", dessen Füße auf der E-Technik stehen und dessen Kopf in den Wolken der Algorithmentheorie steckt. |
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