zurück zur Hauptseite
 

Energie und Frieden

Warum unsere Energiebasis und der Weltfrieden zusammen hängen

Was haben unser Energieerzeugungs- und –verbrauchsverhalten mit Frieden zu tun?
Wenn auch viele bei uns sagen, der Irak-Krieg werde wegen des Öls geführt – ist das eine Frage, die das Energiebewusstsein einer christlichen Gemeinde im mitteleuropäischen Berlin angeht?

In den USA wird seit Jahrzehnten über die eigene Verwundbarkeit diskutiert. Eine Spätfolge davon nennen wir Internet: statt die militärisch entscheidenden Computersysteme in ganz besonders aufwändig gesicherten Zentren, etwa Spezialbunkern, unterzubringen, verteilte man sie im ganzen Land und sorgte dafür, dass sie auch dann untereinander kommunizieren können, wenn einige Systeme oder Verbindungen zerstört sind.

Auch die Volkswirtschaft ist verwundbar. Hängt sie ab von wenigen zentralisierten Energielieferanten, dann ist sie ebenso hoch gefährdet wie dadurch, dass die Bereitstellung der Import-Rohstoffe, insbesondere Öl, ausser Kontrolle gerät.

Nach der ersten Ölkrise 1973 wurden sich die westlichen Regierungen dieses Problems bewusst. US-Präsident Nixon legte 1974 ein bedeutendes Forschungs- und Entwicklungsprogramm für dezentrale, erneuerbare Energien auf, ein Jahr später wurde ein Regierungs-Plan zur Förderung der Massenproduktion von Solarzellen verabschiedet. Jimmy Carter, Baptistenpfarrer und US-Präsident von 1977 bis 1981, ging noch wesentlich weiter: unter dem Slogan „Solares Amerika“ plante er, dass im Jahre 2000 23% der gesamten US-Energieversorgung durch Sonne erfolgt. Sein Projekt „Energie und Verteidigung – verteilte, dezentralisierte und erneuerbare Energiequellen: Alternativen zur nationalen Verwundbarkeit und Krieg“ sah 1980 bis 2050 sogar eine 100%-ige Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien vor!

Unter Carters Nachfolgern gewann der petrol-industrielle Komplex die Oberhand, die Projekte wurden zurückgefahren. Die Konsequenz war nun gerade das Gegenteil dessen, was Carter verfolgte: Die Sicherung der weltweiten Energiequellen wurde nach dem Cheney-Report 2001 zum Hauptziel der Aussen- und Sicherheitspolitik, also Vermeidung von „Verwundung“ durch offensive, ja militärische Strategien – mit den uns bewegenden Folgen.

Und wir hier in Europa? Auch wir hängen vom Öl ab, sind hier verwundbar und sind demzufolge auf außenpolitische Strategien angewiesen, die stets dessen ungehinderten Zufluss gewährleisten. Da die preisgünstigen Ölvorkommen nur noch 40 Jahre reichen, sind weltweit Konflikte vorprogrammiert.

Beides wird nicht zu haben sein: Öl zu einem bezahlbaren Preis einerseits und Verzicht auf dessen militärische Sicherung andererseits.

Anders gesagt: Wer Nein zum Irak-Krieg sagt, muss „Ja“ zur Energie-Alternative sagen, „Ja“ zur Sonnenenergie in allen ihren Formen. Die durchgerechneten Pläne Jimmy Carters haben gezeigt, dass die Alternative machbar ist. Sie muss politisch angestoßen und gefördert und von uns Konsumenten angenommen werden.

Ist das ein trauriges Verlustgeschäft für uns? Deutschland könnte durch die Breitenförderung der alternativen Energiebranche einen weltweiten technologischen Vorsprung erringen. Das bringt Arbeitsplätze und Einkommen für viele. Denn der Ruf nach Alternativen zum Öl wird lauter werden.

Und das ist auch ein Ruf gegen eine friedensgefährdende Sicherungspolitik, gegen Krieg.

Woher beziehen Sie eigentlich Ihren Strom? Aus der Steckdose? Wer ist Ihr Strom-Lieferant? Und der Ihrer Kirchgemeinde? Ist der zurzeit Billigste letztlich wirklich der mit den geringsten Kosten?

KAZ

Quellen: Solarzeitalter. Politik und Ökonomie Erneuerbarer Energien.

Interessierte können im Internet mehr über die solare Politik erfahren, z.B. hier: http://www.eurosolar.org

 

April 2003

 

 

Fenster schließen

  nach oben