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aus: "Die Kirche" Nr.23 vom 5. Juni 2005, S. 4

Kritisch

Tatort Segenskirche

Von Alexander Wragge

Zum Thema "Warum ich (noch) in der Kirche bin" lädt die Berliner Gemeinde Prenzlauer Berg-Nord einmal im Monat Gastredner aus dem öffentlichen Leben zum Abendgottesdienst in die Segenskirche. Es geht darum, diejenigen zu befragen und zu hören, die dem Gemeindeleben fern stehen, aber nicht aus der Kirche austreten.

Leider spricht der Tatortkommissar und Filmschauspieler Axel Prahl ("Halbe Treppe", "Willembrock") nur etwa zehn Minuten zur Fragestellung des Abends. Er unterstütze die Kirche, weil sie das einzige Non Profit-Unternehmen sei, das er kenne. Sie sei ein Ort, in dem etwas für Arme und Minderbemittelte getan werde. Sein künstlerisches Dasein habe er auch dem Kinderchor zu verdanken. Dort habe er trotz Verbot viele Witze in der Kirche gemacht.

Dann mahnt Axel Prahl an, die Kirche solle sich öffnen, im Wandel sein, auch das Lachen gestatten. Konkreter wird er nicht. Weil der Organist zuvor die Titelmelodie der Krimiserie „Tatort" in sein Orgelspiel gemischt hat, bleibt dem Besucher der Allgemeinplatz von der schwerfälligen Kirchenmusik erspart.

Im Anschluss gibt es im Garten der Segenskirche eine kurze Diskussion über die Exklusivität des Christentums, verschwundene Schriftrollen, Wiederauferstehung, historische und andere Wahrheiten der Bibel. Es ist gut, überhaupt über den Glauben und Rituale ins Gespräch zu kommen, selbst wenn es uferlos wird und Klischees ausgetauscht werden.

Die Kirche war trotz bestem Wetters gut besucht, Axel Prahl gab Autogramme und die Liste der angekündigten Gemeinde-Veranstaltungen war beeindruckend lang. In einem Monat wird der Designer Markus Wente zu Gast sein, am 26. Juni um 18 Uhr.